Verantwortung der Schüler

Wie verläuft ein Schultag in Deutschland?
Man kommt morgens zur Schule. Diese und das Gelände sind sauber und ordentlich. Man setzt sich in die Klasse und wartet auf die Lehrer (freut sich wenn diese mal ein paar Minuten später kommen). So geht es weiter. Zwischendurch ein paar Pausen zur Erholung und der Nahrungszunahme. Am Nachmittag hat man dann irgendwann frei und fährt wieder nach Hause (in der Unterstufe gab es hin und wieder noch Putz- / Tafeldienst um den eigenen Klassenraum ein bisschen ordentlich zu halten).
Dementsprechend müssen die Schüler keine große Verantwortung gegenüber der Schule zeigen. Höchstens die Eigenverantwortung zum Unterricht zu erscheinen und vielleicht zuhause zu lernen. Für die Reinigung und Instandhaltung der Schule kümmern sich speziell dafür angestellte Leute.

Das sieht hier ein bisschen anders aus. Zwar ist der Schultag vom Prinzip her gleich (Stunden, dazwischen Pausen) aber dennoch haben die Schüler hier eine viel größere Verantwortung, dass der gesamte Schulalltag funktioniert. Es beginnt damit, dass alle Schüler eine halbe Stunde vor eigentlichem Beginn da sein müssen, um das Schulgelände aufzuräumen, zu fegen und den Rasen zu "cutten". Des Weiteren haben einige Schüler besondere Rollen. So gibt es zwei "Office girls", welche sich darum kümmern, dass das Büro ordentlich bleibt und Unterlagen zu den Lehrern bringen und auch wieder abholen. Dann gibt es eine Gruppe die bei dem Mittwoch "Worship" immer vorsingt und betet. Die wichtigste Rolle hat wohl der "Schlüsseljunge", dieser hat die Schlüssel und schließt morgens immer auf und am Nachmittag auch wieder ab. Auch sind die jeweiligen Klassen für ihren Raum zuständig und müssen so am Ende des Tages zum Beispiel immer alles Fenster schließen. Falls dies nicht passiert meldet ein Schüler dies am nächsten Tag den Lehrern und die zuständigen Schüler werden bestraft. Dies wird erst am nächsten Tag gemacht, da meist schon alle Lehrer weg sind wenn die Schule abgeschlossen wird!

Die Schüler kommen manchmal auch zu den Lehrern, um diese an den Unterricht zu erinnern, den sie jetzt haben.
Einmal haben wir mitbekommen, dass alle Lehrer bei einem Workshop waren und ein einziger Schüler dafür gesorgt hat, dass alle Schüler in ihrem Klassenraum lernen.

Auch die Pausen können nicht immer von allen Schülern zur Erholung genutzt werden. So müssen sie Wasser vom Brunnen zum "Bistro" tragen oder für die Lehrer kleinere Botengänge machen.
Außerdem wird dort teilweise Arbeit nachgeholt, die am Vortag oder Morgen liegen geblieben ist und noch gemacht werden muss.

Anstatt dass wir unseren Stuhl selber in der Pause nach draußen tragen, haben uns die Lehrer gesagt, sollen wir den Schülern sagen, dass sie dies für uns erledigen sollen auch wenn uns das häufig umständlich erscheint, wenn man dafür erst einen Schüler rufen muss. Öfters kommen uns aber auch Schüler entgegen, die uns die Dinge abnehmen. Einmal haben wir bei einer Veranstaltung erst sehr spät gemerkt, dass eine Schülerin uns die ganze Zeit den Stuhl hinterher getragen hat.
Wir fühlen uns komisch so "bedient" zu werden, aber hier wäre es gegenüber den Schülern sogar unhöflich und irritierend, wenn wir sie davon abhalten.

Das Ganze lässt sich ein Stück mit der Kultur Ghanas erklären. Joseph hat uns schon direkt zu Beginn gesagt, dass die jüngeren Leute mit den älteren Leuten immer respektvoll umgehen, sie grüßen, ihnen helfen und gehorchen müssen. In jedem Dorf haben die Ältesten traditionell eine sehr wichtige Rolle und ihre Worte werden gehört und geschätzt.

Tobias
Schule in Guaman

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